- Die demographische Entwicklung sorgt dafür, dass Oberösterreich künftig mehr qualifizierte Pflegekräfte benötigt. Alleine bis 2040 wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen um 45 % auf 107.000 Personen erhöhen.
- Junge Menschen bilden für Pflegeberufe ein großes Potenzial: Ein Viertel der 15-24-jährigen Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher kann sich vorstellen, einen Gesundheits- bzw. Pflegeberuf zu ergreifen.
- Als weiteres neues Angebot, um speziell junge Menschen für einen Pflegeberuf zu begeistern, startet daher in Oberösterreich nun die Pflegelehre.
- Die Pflegelehre ermöglicht jungen Menschen eine weitere Einstiegsmöglichkeit in eine Pflegeausbildung direkt nach der Pflichtschule.
- Zudem wird mit der Einführung der Pflegelehre eine weitere Maßnahme aus der Fachkräftestrategie Pflege umgesetzt, um Menschen für eine Ausbildung im Pflegebereich zu begeistern.
Gesundheitsreferentin LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander betont: „Wir arbeiten für ein großes Ziel. Dafür, dass die Menschen in unserem Land gesund und gut leben können. Heute – und bis ins hohe Alter. Mit der demographischen Entwicklung im Blick müssen wir alles tun, um mehr Menschen für den schönen und sinnstiftenden Beruf der Pflege zu begeistern. Das bedeutet auch, die Pflegelehre in Oberösterreich als Pilotbundesland anzubieten. Wir schaffen ein weiteres Angebot für Interessierte und nutzen dafür das bereits bestehende System der Lehre. Mit der Kooperation der Berufsschule 1 und der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Kepler Universitätsklinikum Linz garantieren wir theoretische, praktische und attraktive Ausbildung auf höchstem Niveau.“
Soziallandesrat Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer unterstreicht die Bedeutung der Pflegelehre: „Wir wissen, dass gerade junge Menschen großes Interesse an Pflege- und Betreuungsberufen haben. Wir haben daher in Oberösterreich lange für das Modell der Pflegelehre gekämpft, weil es eine weitere Möglichkeit ist, junge Menschen für eine Ausbildung im Pflegebereich zu gewinnen. Mit dem Start der Piloten in Linz und Ried bringen wir die Pflegelehre nun auch nach Oberösterreich und schaffen damit eine weitere attraktive Einstiegsmöglichkeit und einen zusätzlichen Zugang zum Pflegeberuf bereits nach dem Pflichtschulabschluss. Damit setzen wir konsequent einen weiteren wesentlichen Punkt der Fachkräftestrategie Pflege um.“
„Als wesentlicher Teil der Fachkräftestrategie in der Pflege stellt der rasche Start des Pilotprojektes in Linz und Ried einen Meilenstein dar. Persönlich freut es mich, dass damit ein über zehnjähriger Diskurs durch Handeln beendet wurde und es endlich einen Zugang zum Pflegeberuf durch eine Lehrausbildung gibt. Von der Umsetzung des Pflege-Techfonds bis hin zum verstärkten Einsatz von Stützpersonal zeigen sich bereits positive Effekte in einzelnen Regionen. Die übergreifende konstruktive Zusammenarbeit leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, die Herausforderungen in der Pflege zu bewältigen“, ergänzt MMag. Klaus Luger, Bürgermeister der Stadt Linz.
Gemeinsam mit der Stadt Linz ist es uns eine besondere Freude, dass wir im Sozialhilfeverband Ried jungen Menschen einen Zugang zum Pflegeberuf nahebringen dürfen. Unsere Pflegelehrlinge haben bereits gezeigt, dass sie sich gut im Umgang mit den zu pflegenden Bewohnern in der Langzeitpflege einbringen können und Freude an ihrer Tätigkeit haben. Mit diesem Projekt können wir einen wesentlichen Beitrag im Rahmen der Fachkräftestrategie Pflege leisten“, so Bezirkshauptfrau Mag. Yvonne Weidenholzer, Obfrau des Sozialhilfeverbands Ried.
„Wir, als zweite Säule der Ausbildung, werden die Pflegelehrlinge als Kooperationspartner der Berufsschule in den dafür vorgesehenen Zeitfenstern begleiten und das theoretische Hintergrundwissen sowie den Theorie-Praxis-Transfer schärfen. Unser Ziel ist es, Pflegelehrlinge mit den nötigen Schlüsselkompetenzen, wie einer hohen Sozial-, Methoden- und Handlungskompetenz, in den Beruf zu entlassen. Der Lehrplan der Pflegelehre ist hinsichtlich der pflegerelevanten Inhalte ident zu jenem der konventionellen Ausbildung zur Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz. Da sich die Lehre auf drei bzw. vier Jahre erstreckt, galt es abzuwägen, zu welchem Zeitpunkt welche Inhalte vermittelt werden sollen. So wurde gemeinsam mit der Bildungsdirektion ein Rahmenlehrplan erstellt. Das erste Lehrjahr kann inhaltlich mit der Ausbildung zur Heimhilfe bzw. der Unterstützung in der Basisversorgung verglichen werden und setzt die zusätzlichen Schwerpunkte im sozial-kommunikativen Bereich. Im zweiten und dritten Lehrjahr finden sich die weiteren Inhalte in Bezug auf den Kompetenzbereich der Pflegeassistenz; das vierte Lehrjahr bildet die Pflegefachassistenz ab“, so Jennifer Nieke, MHPE, Direktorin der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Kepler Universitätsklinikum Linz.
Kurzüberblick
Bedeutung der Pflegelehre: Die Pflegelehre schafft einen weiteren Zugang zu einer Pflegeausbildung und adressiert den steigenden Bedarf an Fachkräften in Oberösterreich. Sie bietet eine praktische und theoretische Ausbildung, die junge Menschen direkt nach der Schule in einen sicheren und wichtigen Beruf führt.
Berufsschule: Die theoretische Ausbildung wird an der Berufsschule Linz 1 durchgeführt, in Kooperation mit der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Neuromed Campus (OÖG).
Lehrbetrieb: Lehrbetriebe können Einrichtungen der Langzeit-, Akut- und Mobilpflege sein, sowie Agenturen für die Personenbetreuung. Pilotbetriebe für die Pflegelehre sind das Bezirksalten- und Pflegeheim Ried Haus I und die Seniorenzentren Linz GmbH (Seniorenzentrum Spallerhof). Das Kepler Universitätsklinikum bereitet ebenfalls die Bewerbung als Lehrbetrieb vor.
Abschluss und Dauer der Lehrberufe: Die neu geschaffenen Lehrberufe umfassen zwei Berufsbilder. Zum einen das der Pflegeassistenz mit einer Lehrzeit von drei Jahren und zum anderen die der Pflegefachassistenz mit einer Lehrzeit von vier Jahren.
Entlohnung der Pflegelehrlinge: Die Lehrlinge erhalten eine Lehrlingsentschädigung, die sich am Stundenlohn des Kollektivvertrags für Sozial- und Gesundheitsberufe orientiert.
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Mit der Pflegelehre schaffen wir einen weiteren Zugang zu einer Pflegeausbildung und unterstützen damit nachhaltig das Gesundheits- und Sozialsystem.
Die demographische Entwicklung sorgt für einen erhöhten Bedarf an Fachkräften im Pflegebereich. Antworten darauf geben Maßnahmen wie die Fachkräftestrategie Pflege mit konkreten Maßnahmen zur Gewinnung von Fachpersonal wie,
- die Attraktivierung der Ausbildungen,
- die koordinierte Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland,
- die Einführung neuer Berufsgruppen wie z.B. Stützpersonal
sowie weitere Angebote für einen Einstieg in den Pflegeberuf vor dem 17. Lebensjahr:
- die Pflegestarter*innen,
- die HLPS Gallneukirchen, die HLPS Bad Ischl und die HLPS der Oblatinnen
- der Lehrgang Junge Pflege.
Mit der Umsetzung der Pflegelehre in Oberösterreich kommt nun ein weiteres Element hinzu, um speziell junge Menschen für eine Pflegeausbildung zu begeistern. Die Pflegelehre kombiniert das Erfolgsmodell Lehre und eine Ausbildung im Pflegebereich zur Pflegeassistenz bzw. Pflegefachassistenz.
Die Pflegelehre beinhaltet alle Vorteile einer klassischen Lehrausbildung:
- Praxisnahe Vermittlung durch die Ausbildung unmittelbar im Lehrbetrieb
- Einstieg bereits mit dem 15. Lebensjahr/nach Vollendung der gesetzlichen Schulpflicht
- Lehrverhältnis gilt als Arbeitsverhältnis
- Lehrling erhält während der Lehrzeit ein Lehrlingseinkommen
- Teil eines fixen Teams
- Ein sicherer Arbeitsplatz in einem echten Zukunftsfeld
Struktur der Pflegelehre: Kombination von Theorie und Praxis
Die Pflegelehre in Oberösterreich ist als duales System organisiert, in der Theorie und Praxis vermittelt werden: 80 % der Ausbildungszeit findet im Lehrbetrieb, 20 % in der Berufsschule statt.
Berufsschule
Die allgemeinbildenden Gegenstände werden von Lehrerinnen und Lehrern der Berufsschule Linz 1, facheinschlägige Gegenstände werden in Zusammenarbeit mit der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege der OÖG am Neuromed Campus unterrichtet. Die Stammschule ist die BS Linz 1. Im ersten Berufsschuljahr sind 36 Plätze möglich.
In den ersten zwei Lehrjahren einer Pflegeausbildung werden die Grundlagen der Pflege und der Umgang mit pflegebedürftigen Menschen, insbesondere hinsichtlich Wahrnehmen und Beobachten vermittelt. Das dritte Lehrjahr erweitert das Wissen in der Betreuung, Begleitung und Kommunikation von Menschen mit Beeinträchtigungen, geriatrischen sowie akut und chronisch erkrankten Menschen. Im vierten Jahr, spezifisch für Pflegefachassistentinnen und Pflegefachassistenten, liegt der Schwerpunkt auf den erweiterten medizinisch diagnostischen Maßnahmen sowie der settingspezifischen Pflege von hochbetagten, psychisch und schwer erkrankten Menschen sowie Kindern und Jugendlichen.
Lehrbetriebe
Lehrbetriebe können Einrichtungen der Langzeit-, Akut- und Mobilpflege sein, sowie Agenturen für die Personenbetreuung. Pilotbetriebe für die Pflegelehre sind das Bezirksalten- und Pflegeheim Ried Haus I und die Seniorenzentren Linz GmbH Seniorenzentrum Linz, konkret das Seniorenzentrum Spallerhof. Das Kepler Universitätsklinikum bereitet ebenfalls die Bewerbung als Lehrbetrieb vor.
Lehrinhalte und Praktika
- Praktische Ausbildung: Lehrlinge erwerben praktische Fähigkeiten im direkten Kontakt mit Patientinnen und Patienten, Bewohnerinnen und Bewohnern und Klientinnen und Klienten in verschiedenen Settings wie Krankenhäusern, Pflegeheimen, der mobilen Pflege und Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen aber auch in Form von Simulationen.
- Theoretische Ausbildung: Vermittelt wird Wissen in Gesundheits- und Krankenpflege, Pflegetheorie sowie rechtliche und ethische Grundlagen. Die Vermittlung erfolgt sowohl in der Berufsschule als auch im Lehrbetrieb.
- Unterrichtsgegenstände in der Berufsschule
Allgemein: Politische Bildung, Deutsch und Kommunikation, berufsbezogene Fremdsprache Englisch und angewandte Wirtschaftslehre.
Fachunterricht: Pflegeprozess und Pflegetechnik, Grundsätze medizinischer Diagnostik und Therapie, Recht, Organisation und Qualität, Beziehungsgestaltung und Kommunikation und Projektpraktikum.
- Praktika: Während der Lehrzeit müssen Praktika in spezifischen Pflegesettings absolviert werden, sofern der jeweilige Lehrbetrieb nicht über entsprechende Voraussetzungen verfügt, die entsprechenden Kompetenzen zu vermitteln.
- Menschen im Krankenhaus pflegen: 160 Stunden in den ersten drei Lehrjahren (weitere 240 Stunden im vierten Lehrjahr, wenn der Lehrbetrieb in der Langzeitpflege (LZP) angesiedelt ist.).
- Menschen im Pflegeheim pflegen: 240 Stunden in den ersten drei Lehrjahren (weitere 240 Stunden im vierten Lehrjahr, wenn der Lehrbetrieb ein Krankenhaus ist).
- Menschen zu Hause pflegen (Mobile Dienste): 120 Stunden.
- Menschen mit Beeinträchtigungen pflegen: 120 Stunden in verschiedenen Settings.
Sofern die Lehrbetriebe nicht über die Voraussetzungen zur Ausbildung in den genannten Pflegesettings verfügen, besteht die Möglichkeit, diese durch einen Verbund mit anderen Einrichtungen abzudecken.
Sicherstellung der Qualität der Ausbildung
Prüfung & Bewilligung des Lehrbetriebs: Die Lehrbetriebe müssen im Rahmen des Feststellungsverfahrens geprüft und bewilligt werden. So wird sichergestellt, dass alle erforderlichen Kompetenzen laut Ausbildungsverordnung vermittelt werden können und die entsprechenden Voraussetzungen als Lehrbetrieb gegeben sind.
Lehrlinge werden ausreichend begleitet: Im Lehrbetrieb muss eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin bzw. ein diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger mit entsprechender Qualifikation (Weiterbildung für Praxisanleitung) für die Lehrlingsausbildung als Ausbildnerin und Ausbildner zur Verfügung stehen. Der Lehrbetrieb muss sicherstellen, dass die Ausbildnerinnen und Ausbildner ausreichend Zeit zur Verfügung haben, um die Lehrlinge gut anleiten zu können.
Die Berufsschule und die Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Kepler Universitätsklinikum Linz bieten eine umfassende theoretische und praktische Ausbildung, die nahtlos an die praktische Betreuung im Lehrbetrieb anschließt. In den ersten zwei Jahren fokussiert sich die Ausbildung auf eine sorgfältige Einführung in das Berufsfeld, um den Lehrlingen grundlegendes Wissen und praktische Fertigkeiten für den Umgang mit pflegebedürftigen Menschen zu vermitteln. Dabei steht die individuelle Entwicklung jedes Lehrlings im Mittelpunkt.
Medizinisch-pflegerische Maßnahmen an Patientinnen und Patienten dürfen erst nach Vollendung des 17. Lebensjahres durchgeführt werden. Bis zum 17. Lebensjahr werden den Lehrlingen theoretische Inhalte der Pflege, soziale und kommunikative Kompetenzen und praktische Inhalte in Form von Simulationen vermittelt. Bis zum vollendeten 18. Lebensjahr können Lehrlinge nicht zum Nachtdienst herangezogen werden.
Entlohnung der Pflegelehrlinge in Oberösterreich
Das Dienstrecht der Pflegelehrlinge orientiert sich am Dienstrecht des Lehrbetriebs. Die Entlohnung der Pflegelehrlinge orientiert sich am Stundenlohn des Kollektivvertrags für Sozial- und Gesundheitsberufe (SWÖ-KV).
Das Lehrlingseinkommen laut SWÖ-KV gestaltet sich bei einer 37-Stunden-Woche wie folgt:
- 1. Lehrjahr: 905,60 € pro Monat
- 2. Lehrjahr: 1.151,10 € pro Monat
- 3. Lehrjahr: 1.368,70 € pro Monat
- 4. Lehrjahr: 1.789,20 € pro Monat (betrifft nur Lehrberuf Pflegefachassistenz)