40 Jahre Arge Obdachlose als Partner in der Begleitung und Betreuung von wohnungslosen Menschen
Wohnungslosen-Hilfe des Landes Oberösterreich unterstützt mit breitem Hilfsnetz und neuen Angeboten wie dem Wohnschirm
„Wenn Menschen unverschuldet aufgrund von Krankheit, Schicksalsschlägen oder Zahlungsschwierigkeiten in Not geraten und ihre Unterkunft verlieren, müssen wir helfen und begleiten. Das Netzwerk Wohnungssicherung des Landes Oberösterreich unterstützt mit seinen Angeboten der Wohnungssicherung und Delogierungs-Prävention. Neue Angebote wie der Wohnschirm helfen rasch und unbürokratisch bei Miet- und Energiekosten-Rückständen. Damit stellen wir sicher, dass Menschen ein Dach über dem Kopf haben und nicht durch unsere sozialen Sicherungssysteme fallen. Die ARGE Obdachlose ist seit nunmehr 40 Jahren mit ihren Angeboten wie den „Kupfermuckn“ und dem Trödlerladen ein wichtiger Partner in der Wohnungslosen-Hilfe.“ Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer
„Die bestehenden Angebote in der Wohnungslosenhilfe müssen den Herausforderungen der Zeit entsprechen. Mit neuen Projekten wie dem Wohnschirm und zak – „zuhause ankommen“ wurden in der letzten Zeit sehr gute und neue Möglichkeiten zur Unterstützung geschaffen. Zusätzlich braucht es aus Sicht der ARGE ein Recht auf leistbares Wohnen für alle. Ziel muss sein, dass nicht mehr als ein Drittel des Einkommens für Wohnen ausgegeben wird. In der Wohnungslosenhilfe erleben wir, dass es oft bereits 50 % und mehr sind und unseren KlientInnen gegen Ende des Monats kein Geld mehr übrig bleibt für andere lebensnotwendige Dinge.“ Heinz Zauner und Marion Eberl, Geschäftsführer ARGE für Obdachlose
In Kürze:
- Wenn Menschen unverschuldet in Notsituationen geraten und von Wohnungslosigkeit bedroht sind, unterstützt das Land Oberösterreich mit den Trägern der Wohnungslosenhilfe, die Teil des Netzwerks Wohnungssicherung
- 441 Personen aus 2.298 Haushalten wurden im Jahr 2022 vom Netzwerk Wohnungssicherung betreut, diese Zahl ist im Fünf-Jahres-Vergleich rückläufig.
- In der Delogierungsprävention wurden 2022 bei 298 betreuten Haushalten in 80 % der Fälle die Wohnung gesichert oder ein Wohnungswechsel oder ein Wechsel in eine betreute Wohnform organisiert.
- Hauptgründe für Wohnungsverlust sind finanzielle Gründe, prekäre Wohnsituationen und familiäre Beziehungskrisen.
- Über den Wohnschirm werden an Betroffene im Schnitt 900 € bis 3.300 € für Miet- und Energiekosten-Rückstände ausbezahlt.
- Ein wichtiger Partner ist die ARGE für Obdachlose als starke Interessensvertretung. Sie betreibt bekannte Angebote wie die Kupfermuckn und den Trödlerladen und ist selbst operativ im Mühlviertel und im Zentralraum Linz in der Delogierungsprävention und in der Unterstützung bei drohendem Wohnungsverlust tätig.
- Die ARGE feiert heuer ihr 40-jähriges Bestehen.
- Im Projekt zak – „zuhause ankommen“ ist die ARGE seit 2022 an der operativen Umsetzung in Oberösterreich beteiligt.
- Als neues Angebot seit Sommer hat die ARGE im Sommer Notwohnungen für junge Erwachsene geschaffen.
Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen oder bedroht sind, werden in Oberösterreich durch das Netzwerk Wohnungssicherung unterstützt. Dieses Netzwerk umfasst neben den Gemeinden und den Sozialberatungsstellen die Träger der Wohnungslosenhilfe, die im Auftrag des Landes Oberösterreich in sechs Planungsregionen die Aufgaben der Delogierungsprävention und Wohnungssicherung wahrnehmen.
Planungsraum | Koordinierungsstelle |
Zentralraum Linz / Linz-Land | Verein Wohnplattform |
Zentralraum Wels / Wels-Land | |
Mühlviertel | ARGE für Obdachlose – REWO |
Innviertel | Caritas Netzwerk Wohnungssicherung |
Pyhrn-Eisenwurzen | B29 Verein Wohnen Steyr |
Traunviertel / Salzkammergut | Wohnungslosenhilfe Mosaik |
Insgesamt 5.141 Personen aus 2.298 Haushalten wurden im Jahr 2022 vom Netzwerk Wohnungssicherung des Landes Oberösterreich unterstützt. Das ist ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, im Mehrjahres-Vergleich sind die Zahlen in allen betreuten Gruppen rückläufig.
Betreute Haushalte des Netzwerks Wohnungssicherung (umfasst Gemeinden, Sozialberatungsstellen und Träger der Wohnungslosen-Hilfe).
Das Budget der Wohnungslosen-Hilfe wurde unter Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer in den vergangenen Jahren aufgestockt.
Jahr | Budget |
2021 | 8.386.178 |
2022 | 8.502.763 |
2023 | 9.416.800 |
Ergebnisse der Delogierungsprävention
In der Sicherung von Wohnraum ist das Netzwerk Wohnungssicherung höchst erfolgreich. Von 2.298 betreuten Haushalten im Jahr 2022 wurden in 1.326 Fällen die Wohnung gesichert (58 %), in 454 Fällen konnte ein Wohnungswechsel organisiert werden (20 %). In den restlichen Fällen erfolgte ein Wechsel in eine betreute Wohnform oder sonstige Einrichtungen (Haft, Krankenhaus). In 90 Fällen (0,04 %) wurde eine Delogierung durchgeführt.
Ergebnisse der Wohnungssicherung | Anzahl Fälle | Anteil |
Wohnraum gesichert (Wohnungserhalt) | 1.326 | 57,8 % |
Wohnungswechsel | 454 | 19,7 % |
Wechsel in betreute Wohnform | 68 | 3 % |
Wohnungslosigkeit (kein eigener Wohnraum zur Verfügung) | 19 | 0,82 % |
Sonstiges (Überstellung in Haft, Krankenhaus etc.) | 55 | 2,4 % |
Abbruch der Zusammenarbeit | 60 | 2,6 % |
Ergebnis unbekannt | 226 | 9,8 % |
Durchgeführte Delogierung | 90 | 3,9 % |
Gesamt | 2.298 | 100 % |
In Summe werden 8 von 10 Wohnsituationen durch Wohnungserhalt, Wohnungswechsel oder einen Wechsel in eine betreute Wohnform stabilisiert.
Als Hauptgründe bei Wohnungsverlust werden angegeben:
- Finanzielle Gründe (71,2 %)
- Schlechte bzw. prekäre Wohnsituation (16,6 %)
- Familiäre Beziehungskrisen (6,4 %)
Um diesen Ursachen präventiv entgegenzuwirken, hat das Land Oberösterreich im letzten Jahr konkrete Maßnahmen speziell im Bereich der Sozialleistungen sowie Prävention getroffen:
- Ausbau der Programme der Schuldnerberatung und der Schuldnerhilfe mit neuen, leicht zugänglichen Online-Angeboten sowie einer neuen Lehrlings-Schiene
- Valorisierung der Landes-Sozialleistungen um 7,8 %
- Novellierung der Sozialhilfe: seit dem Jahreswechsel voller Richtsatz der Sozialhilfe für Personen in Wohnungslosen-Einrichtungen
- Anpassung des Netto-Ausgleichszulagen-Richtsatzes in der Sozialhilfe entsprechend der Teuerungsrate (1053 €)
Schnelle Hilfe bei Miet- und Energie-Rückständen: Der Wohnschirm des Bundes
Im März 2022 wurde zur Unterstützung bei Mietrückständen der Wohnschirm ins Leben gerufen. Im Dezember 2022 vereinbarten Bund und Länder zudem, weitere 500 Mio. € zur Begleichung von Energiekosten zur Verfügung zu stellen. Davon zahlen die Länder 450 Mio. € in Form von Energiekosten-Unterstützungen aus, 50 Mio. € stehen für den Wohnschirm des Sozialministeriums zur Verfügung.
Energiekosten-Topf des Bundes | Aufteilung | Für … |
500 Mio. € | 450 Mio. | Heizunterstützung – ausbezahlt durch die Bundesländer
In OÖ: Wohn- und Energiekostenbonus |
50 Mio. | Wohnschirm |
Seit Jänner 2023 können auch Zahlungsrückstände für Energiekosten beim Wohnschirm Energie ausgeglichen werden. Die Ausbezahlung erfolgt über die Abwicklungsstellen in Oberösterreich. Der Wohn- und Energieschirm ist bis 2026 vom Sozialministerium mit einer Gesamtsumme von 164 Mio. € finanziert.
Abwicklungsstellen Wohnschirm Miete und Wohnschirm Energie:
Bezirk | Abwicklungsstelle |
VB, GM | Mosaik Wohnungssicherung – Beratungsstelle Vöcklabruck |
SE, SR, KI | Verein Wohnen Steyr – Netzwerk Wohnungssicherung |
L, LL, WE, WL, EF, GR | Verein Wohnplattform |
UU, RO, FR, PE | ARGE für Obdachlose Rewo |
SD, RI, BR | Jeweiliger Standort der Caritas OÖ – Netzwerk Wohnungssicherung SD, RI, BR |
„Gestundete Beträge während der Corona-Pandemie sowie gestiegene Energiepreise haben bei vielen Menschen einen Zahlungs-Rückstand für Mieten und Energiekosten verursacht. Der Wohnschirm des Bundes unterstützt die Antragsteller schnell und unbürokratisch. Somit können existenzbedrohende Situationen für die Betroffenen schnell abgewandt und Zahlungsrückstände beglichen werden“, so Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer.
Ausbezahlte Summen über den Wohnschirm
- Ausbezahlt werden pro bewilligtem Antrag im Schnitt 900 € in Fällen der Wohnungssicherung und 3.300 € in Fällen von Wohnungswechsel.
- Österreichweit wurden über den Wohnschirm Miete seit 2022 231 Ansuchen bewilligt und dadurch 4.708 Wohnungen gesichert.
- Über den Wohnschirm Energie wurden seit 2023 519 Ansuchen bewilligt und 22.630 Personen unterstützt.
Oberösterreichweit wurden 599 Anträge für den Wohnschirm Miete bewilligt und 596 Anträge für den Wohnschirm Energie.
Heizunterstützungen des Landes Oberösterreich
Auch das Land Oberösterreich hat in dieser Periode bereits eine Reihe an Heizkosten-Unterstützungen ausbezahlt. Damit unterstützt das Land Oberösterreich Einzelpersonen mit bis zu 800 €, eine zweiköpfige Familie erhält bis zu 1.400 €.
Zuschuss | Antragszeitraum | Höhe |
Oö. Energiekostenzuschuss | November 2022 | 200 € |
Oö. Heizkostenzuschuss | Jänner bis April 2023 | 200 € |
Oö. Wohn- und Energiekostenbonus
+ Kinderbonus
+ Schulstartunterstützung |
April bis Juli 2023
August/September 2023 |
200 €
100 €/Kind (max. 200 €) 200 €/Kind (max. 800 €) |
Oö. Energiekostenzuschuss | Oktober bis November 2023 | 200 € |
Die ARGE für Obdachlose: Im Kampf gegen den früheren „Landstreicher-Paragraphen“ hin zu effektiver Betreuung und Begleitung von obdachlosen Menschen
1983 wurde der Verein „ARGE für Nichtsesshafte“ gegründet. Obdachlosigkeit war noch bis Jänner 1975 mit Freiheitsstrafe geahndet gewesen – die ARGE setzte sich gegen die Wiedereinführung des „Landstreicher-Paragraphen“ im Strafgesetz ein. Die Obdachlosen-Hilfe wurde somit im Laufe der Jahre entkriminalisiert und es wurden laufend Unterstützungs- und Präventionsangebote geschaffen. Die ARGE leistete in vielen Bereichen Pionier-Arbeit.
Nachdem unter Sozialminister Alfred Dallinger 1983 Sozialeinrichtungen besser finanziert wurden, wurde das Beschäftigungsprojekt Trödlerladen gegründet. Es folgten die Angebote der mobilen Wohnbetreuung sowie ab 1987 das frauenspezifische Angebot der Arge-Frauenberatung (heute die ARGE Sie).
Land Oberösterreich und Stadt Linz übernahmen 1992 die Grundfinanzierung. Seit der Änderung des Meldegesetzes in den 90ern können Obdachlose bei der ARGE auch ohne festen Wohnsitz polizeilich gemeldet werden.
Im Sozialhilfegesetz 1998 wurde die Wohnungslosenhilfe als Pflichtleistung des Landes Oberösterreich festgeschrieben. 2003 wurde das Pilotprojekt REWO – Delogierungsprävention im Mühlviertel gegründet, womit Menschen in Wohnungsnot im ländlichen Raum unterstützt werden. Es war Vorreiter für das Netzwerk der Delogierungsprävention in allen Regionen Oberösterreichs.
Weitere Tätigkeitsfelder der Vereins ARGE für Obdachlose
- Beratung und mobile Wohnbetreuung
Die Gründe für die Inanspruchnahme der mobilen Wohnbetreuung sind Mietrückstände (25%), Trennung/Scheidung (22%) und/oder ein zu geringes Einkommen (20%). Arbeitslosigkeit (65 %) ist bei unserer Zielgruppe der Hauptgrund für ein geringes Einkommen.
- ARGE „Wieder Wohnen“ für Männer
Beinhaltet Beratung zum Thema Wohnungslosigkeit sowie Unterstützung in der Begleitung von wohnungslosen Männern in Übergangswohnungen. Betreute sollen so wieder selbständig werden. Im Jahr 2022 wurden 169 Männer beraten, 49 davon wurden in Übergangswohnungen betreut.
- ARGE SIE: Beratung und Wohnung für Frauen
Dieses Angebot unterstützt insbesondere alleinerziehende Frauen, die von Wohnungsverlust bedroht oder betroffen sind. Faktoren wie Trennung/Scheidung, psychische Probleme, Delogierung oder Arbeitsplatzverlust sind in diesem Bereich häufig Ursache für Wohnungsverlust. Frauen werden individuell begleitet, um sie zu stabilisieren und wieder in geordnete Wohn- und Unterkunftsverhältnisse zu bringen. 2022 wurden 273 Frauen mit diesem Angebot erreicht.
- Tagesstruktur/Beschäftigung, „Kupfermuckn“ und „Trödlerladen“
Die Straßenzeitung „Kupfermuckn“ gibt 284 Menschen eine sinnvolle Tagesstruktur. Gemeinsam mit der Wohnbetreuung finden die Klienten hier auch wieder Wege in stabile Arbeitsverhältnisse. 2022 wurden zudem 171 Personen im ARGE Trödlerladen beschäftigt, der wohnungslosen Personen eine Perspektive bietet und seit 40 Jahren die Kreislaufwirtschaft in Linz fördert.
Aktuelle Herausforderungen
Die letzten beiden Jahre waren geprägt von Preissteigerungen beim Wohnen, der Energie und Dingen des täglichen Bedarfs. Die ARGE hilft hier auch durch finanzielle Unterstützungen, Einkaufs-Gutscheine und Jetons für die Notschlafstelle des Vereins B37. Auch die gestiegenen Wohnkosten sind für viele Klienten eine große Belastung.
Als Reaktion hat der Bund unter anderem einen Mietpreisdeckel für Kategorie- und Richtwertmieten sowie eine erstmalige Valorisierung aller Sozialleistungen beschlossen. Auch die Sozialleistungen des Landes wurden im Vorjahr valorisiert. Weitere Unterstützungen gibt es über den Wohnschirm (siehe oben) sowie das Projekt „zuhause ankommen (zak)“ des Bundes, das nach dem „Housing first“-Ansatz armuts- und ausgrenzungsgefährdeten Menschen direkt Zugang zu einer eigenen Wohnung sowie Betreuung durch Sozialarbeiter bietet.
Ein neues Projekt der ARGE sind Notwohnungen für junge Erwachsene. Dieses Pilotprojekt wurde für zwei Jahre bewilligt und bietet in den Bezirken Freistadt und Perg je 2 Wohnungen für junge Erwachsene von 18 bis 25 Jahren, die von Jugend-Streetworkern oder Sozialeinrichtungen bzw. von der REWO der ARGE für Obdachlose betreut werden. Das Angebot ist auf 6 Monate befristet. Die erste Wohnung wurde im Juli 2022 bezogen, derzeit sind alle 4 Notwohnungen belegt.
Aufgrund des steigenden Bedarfs an kurzfristig verfügbarem Wohnraum arbeitet die ARGE an einem Konzept für Krisenwohnungen. Diese sollen von der ARGE selbst über die gemeinnützigen Bauvereinigungen angemietet und Betroffenen mit einem Untermietvertrag für einen Zeitraum von 3 bis 6 Monaten zur Verfügung gestellt werden, um so mit sozialarbeiterischer Begleitung eine Phase der Stabilisierung einzuleiten. Die Finanzierung dieser Krisenwohnungen ist noch in Ausarbeitung.