Aktionspaket „Respekt“ soll Miteinander fördern und neuen Herausforderungen in der Jugendarbeit begegnen
„Integration gelingt am besten mit Deutsch, Arbeit und Respekt. Wir bleiben dieser Linie treu und setzen unseren Schwerpunkt im Integrationsressort weiter fort. Mit umfassenden Jugend-Integrationsmaßnahmen zum Thema Respekt reagieren wir auf neue Herausforderungen in der Jugend- und Integrationsarbeit.“
– Integrations-Landesrat Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer
„Mit unseren Workshops setzen wir eine weitere wichtige Maßnahme zur Integration und wollen jene Jugendlichen erreichen, die bereit waren und sind, in Gruppen Gewalttaten im öffentlichen Raum zu begehen und damit in der Folge nicht nur sich, sondern auch dem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt dauerhaft schaden.“
– Dr. Michael Schodermayr, Vorsitzender Volkshilfe Oberösterreich
Aktionspaket „Respekt“ im Überblick
- Mit den Maßnahmen wird auf neue Herausforderungen in der Jugend- und Integrationsarbeit reagiert, die sich zuletzt bspw. im Rahmen der Halloween-Nacht verstärkt auch in Form von Gewalt gegen die Exekutive gezeigt haben.
- Die geplanten Maßnahmen wurden unter Einbeziehung von Expert/-innen wie Polizei (Jugendkontaktbeamte), Sozialarbeiter/-innen, NGOs wie der Volkshilfe entwickelt und schlagen eine Brücke zwischen Integrations- und Jugendressort.
Verändernde Herausforderungen in der Jugendarbeit
„Die Vorkommnisse in der Halloween-Nacht haben uns neue Herausforderungen in der Jugend- und Integrationsarbeit aufgezeigt. Als Gesellschaft können wir das nicht tolerieren, müssen eine klare rote Linie aufzeigen, gleichzeitig aber auch präventive Maßnahmen setzten, die aufklären und sensibilisieren.“
– Integrations-Landesrat Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer
Immer wieder ist es in den letzten Monaten zu Vorfällen gekommen, bei denen Jugendliche unser friedliches Zusammenleben gestört haben, gegipfelt in den Ausschreitungen in der Halloween Nacht. Die Gruppe der Beteiligten bestand zu einem Großteil aus Menschen mit Migrationshintergrund und das Durchschnittsalter lag bei 18 Jahren, die Altersverteilung fokussiert auf die Gruppe der 14- bis 21-Jährigen. Die jüngste Person unter den Identitätsfestgestellten war 11, die älteste 36.
Als Land Oberösterreich akzeptieren wir solche Vorfälle nicht und zeigen eine klare rote Linie auf. Die Polizei und die Justiz haben ihrerseits Ermittlungserfolge erzielt. In den letzten Wochen mussten sich bereits Beteiligte vor Gericht verantworten. Konsequentes strafrechtliches Vorgehen und härtere Strafen auf der einen Seite aber auch entsprechende Maßnahmen zur Prävention und Aufklärung unter klarer Berücksichtigung bestimmter Milieus sind wichtig.
Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer setzt als Folge im Auftrag von Landeshauptmann Thomas Stelzer eine Reihe von Jugend-Integrationsmaßnahmen, die das Miteinander in Oberösterreich fördern sollen und sich vor allem an Jugendliche mit Migrationshintergrund richten.
Das Aktionspaket „Respekt“ basiert auf einer breiten inhaltlichen Diskussion und Analyse mit Expert/-innen wie Jugendkontaktbeamt/-innen, Sozialarbeiter/-innen und NGOs. Fokussierung der Maßnahmen auf:
- Jugendliche ab 4. Schulstufe, Schulen mit hohem Anteil an Schüler/innen mit Migrationshintergrund
- Ansprache der Jugendlichen über Schule und Jugendzentren
- Sensibilisierung innerhalb der Communities
- regionaler Schwerpunkt auf den Zentralraum und jene Orte, wo es vermehrt Probleme mit Jugendlichen und Krawallmachern gibt (bspw. Brennpunktschulen, innerstädtische Hotspots)
- Themen: Respekt, Zivilcourage, Gewalt und deren Folgen
Respekt OÖ Workshops – präventive Workshops gegen Gruppengewalt im öffentlichen Raum
Neue Workshopreihe für Schulen und Jugendzentren in Zusammenarbeit mit Volkshilfe OÖ
- Start der Workshops Anfang April 2023
- Drei Workshops zu je zwei Unterrichtseinheiten für Schulklassen zu den Themen Zivilcourage/Nein sagen, Gewalt und deren Folgen, Peer Pressure und Gemeinschaft.
- Mittels theoretischer Vorträge, Einzel – und Gruppenarbeiten, sowie praktischen Übungen werden die Themen reflektiert und auf das Alltagsleben umgelegt
- Zielgruppe sind Klassen in den Schulstufen 4. Klasse NMS, Polytechnische Schulen und Fachschulen. Zu Beginn Fokussierung Schulen im, Zentralraum, die einen hohen Anteil von Schüler/innen mit Migrationshintergrund aufweisen.
Inhalt und Durchführung der Workshops
Für jede Klasse der oben beispielhaft angeführten Schulen ist eine Durchführung von drei Workshops in Folge zu je zwei Unterrichtseinheiten angedacht. Die Workshops haben folgende aufeinander aufbauende Inhalte.
Bei der Gestaltung der Workshops wechseln sich theoretische Vorträge und Einzel- und Gruppenarbeiten mit praktischen Übungen und Rollenspielen ab. Zudem werden die angesprochenen Inhalte mit den Jugendlichen reflektiert und auf ihr Alltagsleben umgelegt. Im besten Fall sollte die drei Termine pro Klasse umfassende Workshopreihe im Abstand von je einer Woche pro Workshop in derselben Klasse durchgeführt werden.
Workshop „Mutig sein“
In diesem ersten Workshop geht es um Zivilcourage und deren Wichtigkeit für ein gutes Zusammenleben. Zudem wird auch das „Neinsagen“ thematisiert. Die Jugendlichen sollen lernen, dass sie nicht dem Druck der Gruppe folgen müssen, wenn sie das Gefühl haben, etwas Falsches zu tun. In diesem wie in allen anderen Workshops wird es wesentlich sein, die Jugendlich zu ermächtigen, selbst positiv zu handeln und Grenzen zu setzen.
Workshop „Clever sein“
Der zweite Workshop wird sich vor allem dem Bereich Gewalt und deren sowohl individuellen als auch gesellschaftlichen Folgen (bezogen auch auf die öffentliche Wahrnehmung) widmen. Neben einer Definition von Gewalt und Konflikt sollen Auswirkungen von Gewalt und Strategien gegen Gewalt gemeinsam erarbeitet werden. Dabei geht es vor allem darum, Ressourcen aufzuzeigen, wie Konflikte ohne Eskalationen gelöst werden können. Wesentlich ist dabei, dass die Jugendlichen diesbezüglich ihre Bedürfnisse äußern können und positive Vorbilder kennenlernen und werden können.
Workshop „Zusammen sein“
Der dritte und letzte Workshop der Reihe widmet sich den Themen Gruppe und Gemeinschaft. Es darf letztlich nicht vergessen werden, dass es sich auch bei den Gewalttaten in der Linzer Innenstadt um eine gemeinsame Gruppentätigkeit handelte, die ein Gemeinschaftsgefühl erzeugte. Dieses Gemeinschaftsgefühl soll durch miteinander zu lösende Gruppenarbeiten positiv gestaltet werden. Es soll deutlich werden, dass trotz einiger Unterschiede ein gemeinsames Miteinander auch über die Klasse hinaus möglich ist und dass die positive Gestaltung dieses Miteinanders die Aufgabe aller Personen in einer Gruppe oder Gesellschaft ist.
Migranten für Migranten – Ausweitung der Ausbildung zum interkulturellen Peer
Ausweitung und Weiterentwicklung von sogenannten Peer-Ausbildungen in Zusammenarbeit mit der Volkshilfe Oberösterreich. Kulturelle und sprachliche Kompetenz von Migrant/-innen wird genutzt indem sie zu Coaches & Peers ausgebildet werden, um dann in den eigenen Communities Informations-, Sensibilisierungs- und Präventionsarbeit leisten. Durch das Peer-System wird die Akzeptanz der Inhalte deutlich gefördert.
Ausgebildete Peers veranstalten Workshops zu den Themen Gewalt, Gewaltprävention, Gewaltfreie Erziehung, Gewaltfrei aufwachsen, Gewaltschutz.
Dieses Projekt wurde bisher sehr erfolgreich mit der Volkshilfe Oberösterreich in der türkischen Community umgesetzt und wird jetzt auf weitere Communities ausgeweitet, wofür das Integrationsressort die Förderung erhöht.
- Zielgruppe für die Ausbildung sind Jugendliche, sowie Frauen und Männer ab 18 Jahren
- Im Zuge der Ausweitung dieses Angebotes werden alle Herkunftsländer durch die Maßnahme adressiert.
Die Ausbildung zum interkulturellen Coach/Multiplikator bzw. Peer erfolgt im Zuge eines Schulungslehrgangs mit insgesamt 91 Unterrichtseinheiten, dabei werden unter anderem die folgenden Themen behandelt:
- Gewalt und Prävention
- Gewaltschutz
- Zwangsverehelichung
Jugendstreetwork-Angebote schwerpunktmäßig an Hotspots im Zentralraum
Gruppen junger Männer mit Migrationshintergrund prägen vielfach das Bild im öffentlichen Raum, vor allem an Hotspots im Zentralraum wie beispielsweise dem Hauptbahnhof, Volksgarten oder Andreas-Hofer-Platz in Linz. Im Rahmen von aufsuchender Jugendarbeit (Streetwork-Angeboten) soll zu diesen Gruppen stärker Kontakt aufgenommen werden. Um die Akzeptanz zu verbessern wird auch hier verstärkt mit Peers aus der Community zusammengearbeitet. Neben klassischem Streetwork werden auch wöchentliche Treffen organisiert, bei denen perspektiven erarbeitet und Themen wie Gewalt, Drogen, Vorurteile, etc. angesprochen werden.
Ziele:
- Raus aus Community-Isolation
- Akute Unterstützung und Weitervermittlung zu Spezialisten bei bspw. Suchtverhalten
- Gewalt & Radikalisierungsprävention
- Unterstützung bei Schaffung von Tagesstruktur, Perspektiven aufzeigen
- Weitervermittlung und Hemmung nehmen zu bestehenden Beratungsangeboten zu gehen
Ein bestehendes Projekt wird mit einem Schwerpunkt auf Respekt und einer Ausweitung auf weitere Zielgruppen weiterentwickelt. Hierfür werden die Streetwork-Angebote finanziell und auch personell aufgestockt und erweitert.
- Verstärkter Fokus der Angebote auf / Verstärkung der Präsenz an Brennpunkten im Zentralraum wie bspw. Hauptbahnhof, Volksgarten, Andreas-Hofer-Platz
- Erhöhung der Kontakte durch mehr Präsenz, um die Beziehung zu den Gruppen zu festigen
- Erweiterung der Zielgruppe auf die Herkunftsländer Iran, Irak, Türkei, Tschetschenien, Afrika, Syrien
Weiterbildung für Jugend- und Sozialarbeiter/innen gemeinsam mit dem JugendService des Landes Oberösterreich
Gemeinsam mit dem Jugendservice des Landes Oberösterreich werden vor allem jene sensibilisiert, die tagtäglich mit Jugendlichen arbeiten bspw. Jugendzentrums-Leiter/-innen. Aus diesem Grund werden die Themen Respekt und Zivilcourage schwerpunktmäßig in den Jugendzenten thematisiert. Zudem wird speziell für Jugendzentrumsleiter bzw. Mitarbeiter eine Weiterbildung in den Bereichen „Zivilcourage, Nein-Sagen und Respekt“ angeboten.
Am 5. Oktober 2023 findet eine Tagung der Jugendzentrumsleiter Oberösterreich statt, die unter das Generalthema „Gewaltprävention“ gestellt wird.