Erfolgreiche Integration setzt das Beherrschen der deutschen Sprache voraus. Dabei ist vor allem die Fähigkeit sinnerfassend zu Lesen von Bedeutung, denn sie eröffnet Chancen und ermöglicht erst den Zugang zu Bildung. Der Verein ibuk (Verein für interkulturelle Begegnung und Kulturvermittlung) leistet als Partner des Integrationsressorts im Bereich der außerschulischen Sprach- und Leseförderung von Kindern und Jugendlichen seit vielen Jahren einen wichtigen Beitrag. Das Generationenprojekt Lesetandem ist einzigartig in Österreich und wird seit der Corona-Pandemie auch digital angeboten.
Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer plant nun gemeinsam mit dem Verein ibuk die Ausweitung und Weiterentwicklung des Angebots, um zusätzlich sozial benachteiligte Kinder zu fördern. Dafür werden engagierte Menschen gesucht, die als ehrenamtliche Lesementor/innen Schüler/innen begleiten und damit Bildungschancen fördern. Oberösterreich hat eine lange Tradition des Ehrenamts, die zuletzt in der Corona-Pandemie gelitten hat. Projekte wie das Lesetandem leben vom ehrenamtlichen Engagement, das nun wieder gestärkt werden muss.
„Das Lesetandem ist ein Erfolgsprojekt, schafft Zukunftschancen und fördert zugleich die Integration. Wir bekennen uns zu diesem österreichweit einzigartigen Projekt und werden es weiter ausbauen. Neben Kindern mit Migrationshintergrund sollen auch Kinder aus sozial schwächeren Familien von einer Lesementor/in unterstützt werden. Mit einer guten Ausbildung legen wir die Basis für die Zukunft unserer Kinder, aber auch für den Wohlstand unserer Gesellschaft.“
-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer
„Das Projekt Lesetandem lässt kein Kind zurück, das haben wir auch in der Corona-Zeit mit dem virtuellen Lesetandem gezeigt – es ermöglicht Chancengleichheit und schafft Perspektiven.“
-Sefa Yetkin, Obmann Verein Ibuk
“Beim Projekt Lesetandem kann man etwas zum gesellschaftlichen Zusammenleben beitragen. Sich mündlich und schriftlich gut ausdrücken zu können ist das Rüstzeug für jedwede Berufswahl. Daher bewirkt das Projekt Lesetandem bei den Schüler/innen viel, aber vor allem vermittelt es Wertschätzung.”
-Mag.a Gabriele Müller, Lesementorin seit 2020
Sinnerfassendes Lesen erhöht Bildungschancen
Die Fähigkeit sinnerfassend zu lesen gilt als Grundvoraussetzung für eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, erhöht die Bildungschancen und die Möglichkeiten einer persönlichen Weiterentwicklung. Der Faktor Alter spielt beim Erlernen einer Sprache eine wesentliche Rolle, weshalb gerade die Jahre im Kindesalter wichtig sind und genutzt werden müssen, um Sprachdefizit zu minimieren und Sprach-/Bildungsbarrieren zu beseitigen.
Abbildung 1: Verteilung auf die Kompetenzstufen in Leseverständnis nach Migrationshintergrund (Standardüberprüfung Deutsch 4. Klasse VS, 2015)
Im Rahmen einer Standardüberprüfung der 4. Klassen Volksschulen wurde unter anderem das Leseverständnis überprüft. Dabei zeigt sich ein wesentlicher Unterschied zwischen Schüler/innen mit und ohne Migrationshintergrund. Während bei den Schüler/innen ohne Migrationshintergrund 69% den Bildungsstandard im Bereich Leseverständnis vollständig erreichen, schaffen dies bei jenen mit Migrationshintergrund lediglich 37%.
Das Lesetandem hilft und fördert
Beim Generationenprojekt Lesetandem werden Kinder mit- und ohne Migrationshintergrund beim sinnerfassenden Lesen und der Verbesserung ihrer Sprachkompetenz unterstützt. Es geht darum sozial benachteiligten Kindern mit und ohne Migrationshintergrund eine Perspektive zu bieten und damit auch schulischen Erfolg und Weiterkommen zu fördern.
Dabei wird das sinnerfassende Lesen gemeinsam mit einer/m ehrenamtliche/n Lesementor/in in der Schule bzw. im Hort einmal wöchentlich geübt und trainiert. Die Auswahl der Schüler/innen für das Projekt trifft die Schule. Das Projekt hat sich seit seinem Start im Jahr 2010 sehr gut entwickelt.
Start 2010:
- 3 Schulen
- 49 Lesementor/innen
- 50 Schüler/innen
Heute 2022:
- 23 Schulen und Horte
- 99 aktive Lesementor/innen
- 144 Lesekinder
- 156 Kinder auf der Warteliste
Land Oberösterreich unterstützt Ausweitung des Projektes
„Sinnerfassendes Lesen ist der Grundstein zu Bildung und damit einer Zukunft mit Perspektiven. Wir werden das Erfolgsprojekt Lesetandem weiter ausbauen und ausweiten, um so einen Beitrag zu leisten und sozial benachteiligte Kinder bei ihrer Ausbildung zu unterstützen.“
-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer
Aktuell werden durch das Projekt zu einem Großteil Kinder mit Migrationshintergrund betreut. Aber auch Kinder ohne Migrationshintergrund, vor allem aus sozial benachteiligten Familien, leiden oft unter Leseschwächen und erfahren dadurch eine Benachteiligung. Das Projekt Lesetandem soll daher mit Unterstützung des Landes Oberösterreich auch auf sozial benachteiligte Kinder verstärkt ausgeweitet werden.
Jetzt Lesementor/in werden!
Die Corona-Pandemie hat wie in vielen ehrenamtlichen Bereichen auch dem Projekt Lesetandem zu schaffen gemacht. Waren vor Corona noch ca. 140 Lesementor/innen im Einsatz, so sind es aktuell nur mehr 99 aktive, damit hat sich auch die Zahl der betreuten Kinder deutlich verringert. Aus diesem Grund und um das Projekt weiter auszubauen werden neue Menschen gesucht, die Freude am Lesen haben, in ihrer Freizeit ehrenamtlich Kinder unterstützen wollen und damit Bildungschancen erhöhen.
Anmeldung zur/m Lesementor/in:
- direkt auf der Website ibuk.at
- oder telefonisch 0732/660804, 0676/6173438, 0660/2377720
- oder per Mail lesetandem@ibuk.at
Innovatives Projekt des virtuellen Lesetandems
In der Corona-Zeit startete der Verein ibuk als erster Verein, der Kinder mit einer Leseschwäche unterstützt, mit digitalen Lesestunden. Die Lesementorin oder der Lesementor treffen sich mit dem Lesekind in einem virtuellen Lesezimmer, um dort gemeinsam das sinnerfassende Lesen zu üben. Das virtuelle Lesezimmer wurde in Kooperation mit dem Linzer Startup qapture umgesetzt. Darüber hinaus finden auch Kooperationen mit den deutschen Leseförderprogrammen AMIRA-lesen und Polylino statt.
Was erwartet eine/n Lesementor/in und was ist zu tun?
Lesementor/in kann man werden, wenn man selber gerne liest, mit Kindern arbeitet, Sprache und Wissen weitervermitteln möchte und dabei jungen Menschen helfen will ihr Wissen und ihren Horizont zu erweitern sowie ihre Lese- und Sprachkompetenz zu verbessern.
Ein/e Lesementor/in liest einmal pro Woche, eine Stunde, ein Schuljahr oder länger mit einem Volksschulkind in der Schule oder im Hort. Die Lesestunden finden immer am gleichen Tag, zur gleichen Zeit, am gleichen Ort (Schule oder Hort) und mit dem gleichen Kind statt. Die Lesementor/innen werden für ihre Aufgabe im Verein ibuk vorbereitet, eingeschult und laufend betreut. Sie bekommen kostenlose Weiterbildungsseminare und Workshops vom Verein ibuk zur Verfügung gestellt.
ibuk – Verein für interkulturelle Begegnung und Kulturvermittlung – ist ein gemeinnütziger Verein der es sich seit seiner Gründung im Kulturhauptstadtjahr 2009 zur Aufgabe gemacht, einen gesellschaftspolitischen Beitrag für mehr Chancengleichheit und Fairness in Hinblick auf folgende Zielsetzungen zu leisten:
- Förderung der Integration und Zusammenleben von Autochthonen und Allochthonen in Österreich durch konkrete Partizipation und Empowerment im gesellschaftlichen Zusammenleben
- Förderung der Selbstwirksamkeit der Zielgruppe
- Beseitigung der Sprachbarrieren durch sinnerfassendes Lesen und Spracherwerb
- Abbau von Vorurteilen und Ausgrenzungen
- Förderung der Offenheit, Akzeptanz, Anerkennung und Teilhabe sowie Horizonterweiterung durch Kontaktaufbau und Kulturaustausch
- Schwerpunkte: Ehrenamtlichkeit, positiver Zugang zur Bildung, Spracherwerb, Chancengleichheit durch Partizipation, Frühpädagogik, Empowerment und respektvolles Miteinander
Unsere Projekte setzen im Alltag an, wo Zusammenleben passiert.
Bild: Land OÖ/Andreas Krenn: v.l.n.r. Fatima Malic (Geschäftsführerin Verein ibuk), Nicole Sevik (Projektverantwortliche Verein ibuk), LR Wolfgang Hattmannsdorfer, Lesementorin Gabriele Müller, Sefa Yetkin (Obmann Verein ibuk)